“Was macht Ihr denn mit Euren ganzen Sachen?” ist häufig die erste Frage, die uns gestellt wird, wenn wir von unseren Reiseplänen erzählen. Da unsere aktuelle Wohnung mit 180 m2 eine entsprechende Miete verlangt, war natürlich klar, dass wir die Wohnung aufgeben müssen. Grundsätzlich wollten wir uns langfristig auch sowieso verkleinern, denn auch wenn wir vielleicht auch zukünftig beide ein Büro zu Hause brauchen, ist unsere aktuelle Wohnung – so schön sie auch ist – eigentlich ohnehin viel zu groß. Und wie das so ist, wenn man viel Platz hat: man bewahrt viel zu viele Dinge auf.
Aber das ist doch noch gut!
Das kennt vermutlich jeder, der schon mal umgezogen ist. Man muss Gegenstände in Umzugskartons verpacken, die man schon ewig nicht mehr verwendet hat. Bei einigen hat man vielleicht auch schon vergessen, dass man sie überhaupt besitzt. Das ging mir so, als ich kürzlich mal wieder in den Keller ging (Ja, zu der riesigen Wohnung gehört auch noch ein großer Kellerraum) und ich mich fragte: Was ist denn das für ein Blumentopf?? Natürlich braucht man nicht so viele Sachen, aber sie sind ja nun mal da und man weiß ja nicht, ob man sie nicht vielleicht doch noch mal irgendwann gebrauchen kann. Es ist ja im Grunde ein Klassiker, dass man die eine Hose, oder das eine Oberteil genau dann gerne unbedingt anziehen möchte, nachdem es gerade weggeworfen oder weggegeben hat. Viele Dinge sind ja auch eigentlich noch in Ordnung und zu schade, um sie wegzuwerfen.
Als Marcel und ich im Oktober 2013 in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen sind, hatten wir ja beide einen vollständigen Haushalt. Jeder hatte (unvollständiges und viel zu buntes) Geschirr, Töpfe, Pfannen, Gläser etc. Als wir im Juni 2015 in unsere aktuelle Wohnung zogen, haben wir schon einige Sachen bei Marcels Eltern untergebracht und auch einiges ausgemistet. Allerdings haben wir uns auch mit den Themen Nachhaltigkeit und Müllvermeidung beschäftigt. Warum also zum Beispiel Teller wegwerfen, die noch vollkommen ausreichend sind für unseren Bedarf, nur weil sie vielleicht kein einheitliches Design haben? Oder die DVDs oder CDs aussortieren, nur weil man sie kaum noch hört bzw. anschaut? Und die Bettwäsche ist doch noch gut – und man bekommt ja auch mal Gäste. Und ja ok, den Sandwich Maker und das Waffeleisen benutzen wir vielleicht alle zwei Jahre mal – aber deswegen muss man das doch nicht wegwerfen??
So lange man nicht schon wieder umziehen muss, stören einen diese Dinge nicht wesentlich. Die Bücher stauben zwar im Regal voll, aber sie stehen doch eigentlich ganz gut da. Jetzt steht allerdings unsere Reise an und wir wollen den ganzen “Ballast” nicht noch einmal verpacken und damit umziehen. Silbermond hat recht treffend besungen, dass einem eines Tages auffällt, dass man 99 % nicht braucht und es sich viel besser mit leichtem Gepäck reist.
Was also machen wir mit allen Dingen, die wir eigentlich gar nicht mehr brauchen?
Second Hand: Karins Lädchen
Ganz in unserer Nähe gibt es den Second Hand Laden Karins Lädchen, der nicht nur Kleidung, sondern auch Haushaltswaren entgegen nimmt. Ich hatte Anfang des Jahres schon mal meinen Kleiderschrank entschlackt und mich vergewissert, was genau sie gut gebrauchen können und gerne entgegen nehmen. Man sagte mir dann am Telefon, dass auch Haushaltswaren gern genommen werden; es müsse auch nicht “modern” sein. Die gespendeten Sachen werden für wenig Geld verkauft und die Einnahmen u.a. für gemeinnützige Zwecke gespendet. Wir waren irgendwie total erleichtert, dass sich vielleicht noch jemand findet, der an unseren Sachen Freude hat. An vielen Dingen hängt man ja doch irgendwie noch (sonst hätte man sie ja nicht so lange aufbewahrt). Sich von diesen Dingen zu verabschieden in dem Wissen, dass sie noch benutzt werden und ggf. sogar einem guten Zweck dienlich sind, hat uns das “Loslassen” doch sehr erleichtert. Als wir einmal dort waren, fuhr gerade eine Frau mit “unserem” Kerzenständer im Kofferraum vom Hof, worüber wir uns echt richtig gefreut haben. So hat es noch ein neues Zuhause bekommen 🙂
Die Damen dort waren auch wirklich total nett und begrüßten uns beim letzten Mal schon fast wie alte Bekannte: “Ach Sie sind bestimmt die, die nach Neuseeland reisen?” Na ja – fast. Also auch… erst mal geht es ja nach Australien 😉 Wir hatten ja einiges abzugeben (unglaublich wie viel Kram man hat und die Wohnung steht nach drei Wagenladungen immer noch voll) und waren deshalb dreimal in kürzester Zeit dort. Es hatte sich daher schon bei den Damen herumgesprochen, dass wir unsere Wohnung für unsere Reise mehr oder weniger auflösen. Sie wünschten uns alles Gute für unsere Reise und sagten zum Abschied, sie würden sich freuen uns wieder zu sehen – und sich auch über eine Postkarte freuen. Wir hoffen zwar, dass wir in Zukunft nicht mehr so viel ansammeln, dass wir dort weiterhin Dauergast sind. Die Postkarte aus Australien kommt aber bestimmt; versprochen ist versprochen!
reBuy
Ich gebe zu, ich hatte früher ein sehr sehr inniges Verhältnis zu meinen Büchern. Gerade meine gebundenen Bücher hab ich einfach geliebt und konnte mir nicht vorstellen, sie mal wegzugeben. Man gibt doch auch seine Kinder nicht weg 🙂 Mein “Chef” erzählte mir irgendwann, er hätte seine alten Fachbücher aussortiert und ins Altpapier gegeben ? *kreisch*. Ich habe Veto eingelegt und er hat mir einige wieder heraus gesucht und mitgebracht. Vor ein paar Jahren hat eine gute Freundin ihre “Privatbibliothek” verkleinert und fast alle ihre Bücher verschenkt. Sie wolle auch nicht immer damit umziehen und beim letzten Umzug seien die meisten nicht mal aus dem Karton gekommen. Ok, da hatte ich dann tatsächlich Mitleid mit den Büchern. Die wollen ja auch “geliebt” und gelesen werden.
Nachdem ich in meinem Leben nun wirklich schon häufig umgezogen war, stellte ich irgendwann fest, dass auch die Bücher die so schön in meinem BILLY Regal stehen im Grunde auch Ballast sind. Entweder habe ich sie schon gelesen (und lese sie dann vermutlich eh nicht noch mal) oder sie stehen da schon so lange ungelesen, dass auch das einen Grund hat. Aber vielleicht möchte ja jemand anders?
Und hier kommen wir zu reBuy. Die Geschichte dieses Unternehmens kann man auf deren Website nachlesen. Ich zitiere hier nur kurz ihre Mission:
Unser Ziel ist, versteckte Kapazitäten nutzbar zu machen und Produkten ein neues Leben zu schenken – für einen verantwortungsvollen Umgang mit bestehenden Ressourcen. Dazu hat reBuy einen speziellen Refurbishment-Prozess entwickelt, der Gebrauchtwaren nach hohen Qualitätsstandards aufwertet. Unsere Mission ist es, dass Gebrauchtware als bewusste Alternative zu Neuware verstanden wird.
Der Prozess ist wirklich einfach: App aufs Smartphone laden und Bücher, CDs, DVDs oder anderes über den Barcode einscannen. Manche Sachen werden nicht mehr angekauft; bei allen anderen Dingen bekommt man in der Regel den Preis angezeigt und wenn das ok ist, akzeptiert man den Preis und legt den Gegenstand in die Versandbox. Wenn man den Karton dann schön gefüllt hat, schließt man den Verkauf ab, druckt den Frankierschein aus und bringt es mit DHL oder Hermes auf den Weg. reBuy überprüft dann das Paket noch mal und dann bekommt man das Geld aufs Konto überwiesen. Einfacher geht’s nicht.
Kleiner Tipp: die gescannten Dinge am besten direkt in die Versandbox legen, da man die Liste hinterher nicht mehr auf zwei Kartons aufsplitten kann. Wenn Ihr also 100 Bücher gescannt habt und merkt, der Karton ist zu klein oder zu schwer, dann ist es eine Heidenarbeit das wieder aufzuteilen. Auch sollte man den Karton sofort wegschicken. Vor Monaten hatten wir schon mal unsere DVD Sammlung ausgemistet. Ich hatte also schon mal gescannt um zu sehen, was von reBuy noch angekauft wird und die DVDs in einen Wäschekorb gelegt, damit Marcel sicherheitshalber noch mal durchschauen kann. Es dauerte dann leider doch etwas länger, bis ich dazu kam, die DVDs ordentlich zu verpacken und in der Zwischenzeit wurden einige DVDs doch nicht mehr von Rebuy angekauft. Da die Wanne gut gefüllt war und einige DVDs nun aussortiert werden mussten, durfte ich den ganzen Spaß dann gleich noch mal machen. Übrigens: die Bücher, CDs, und DVDs, die reBuy nicht mehr ankauft kann man auch beispielsweise bei Oxfam abgeben.
eBay Kleinanzeigen
Bislang war ich nicht wirklich bei eBay Kleinanzeigen aktiv. Gute Freunde erzählten uns, dass sie dort schon einiges haben verkaufen können und dass es schon erstaunlich sei, wofür einige Leute zum Teil recht weit fahren. Meine erste Erfahrung auf eBay Kleinanzeigen war als Käuferin. Ich brauchte für ein Geldgeschenk eine Playmobil Hängematte und das lief auch reibungslos. Warum also nicht?
Wir haben die meisten unserer Anzeigen mit Preisen auf Verhandlungsbasis eingestellt – obwohl Feilschen ja eigentlich nicht so unser Ding ist.
Insgesamt mussten wir uns auch an die “eBay Etikette” gewöhnen. Ich bin eher daran gewöhnt, dass man beim Erstkontakt sein Gegenüber begrüßt. Das scheint bei eBay nicht wirklich nötig zu sein. Der Großteil der Nachrichten beschränkten sich auf die Frage “Noch zu haben?” plus der Angabe einer Rufnummer. Merkwürdig fanden wir auch, dass Interessenten alles schon ganz klar absprechen (also, wann und wo sie es zu welchem Preis abholen können), und dann erst nach weiteren Details fragen oder anfangen zu feilschen. Oder melden sich plötzlich überhaupt nicht mehr.
Wir hatten die meisten Sachen für Selbstabholer eingestellt. Bei Nachfrage bzgl. Versand haben wir dann bspw. einem Interessenten die 6,99€ Versandkosten genannt und dann fing er an zu feilschen. Es stand 80€ VB (an Selbstabholer wohlgemerkt), wo denn mein Limit sei – er würde jetzt mal 60€ inkl. Versand bieten. Wie so schön bei Mounty Python gelernt, bot ich an, dass wir uns in der Mitte bei 70€ treffen. Da schreibt er, 60€ wären es ihm wert. Na schön, 60€ aber exklusive Versand; heißt 66,99€. Nö, er wollte 60€ inklusive Versand. Vielleicht sollte er auch mal Mounty Python schauen? Kann ja nicht sein, dass ich immer weiter runter gehen soll, ohne dass er sich bewegt.
Was wirklich super funktioniert sind Sachen via eBay Kleinanzeigen zu verschenken (Ja, ich weiß – Schocker! ?). Wir hatten beispielsweise einen recht schweren Gartentisch mit Mosaiksteinen und Metallfüßen. Marcel wollte den schon auf den Sperrmüll bringen, aber ich dachte mir – verschenken geht ja immer. Wenige Minuten später war es schon weg. Auch Holzregale, die bei uns im Keller gestanden haben und damals schon kaum was gekostet haben wurden abgeholt. So lange sich jemand freut und das noch verwenden kann, ist das doch eine super Sache. Auch hier fiel uns auf, dass manche so kurz und knapp schreiben, als müsse man bei eBay pro Buchstaben bezahlen.
Noch zu haben?
Hallo [Vorname des Interessenten]. Ja, ist noch da.
Wo in Gummersbach ist es
[Unsere Adresse]. Möchten du es holen kommen?
Könnte es morgen gegen 18.45 Uhr holen.
Ok gerne. Eingang ist links am Anbau.
Ok.
Vielleicht ist eBay auch einfach ein besonderes Medium und man muss erst lernen, wie man da kommuniziert (sprich: kurz, knapp, sachlich?). Ich muss allerdings gestehen, dass diese Art der Kommunikation irgendwie auch abfärbt. Man selbst antwortet dann halt auch recht knapp. Die persönliche Begegnung mit den Leuten fiel dann allerdings sehr nett aus. Die meisten Leute freuen sich einfach, dass sie die Sachen umsonst abholen können.
Recycling: Sicherungskopien
Wir haben ja einiges an CDs weg gegeben, aber was man noch so an Privatkopien zu Hause hat: un-glaub-lich! Für alle, die sich nicht an eine Zeit ohne Streamingdienste wie Netflix, Apple Music, Spotify und Co. erinnern: früher hat man sich CDs gebrannt. Ok, gaaanz früher hat man Radiomusik auf Kassetten aufgenommen und sich gegenseitig Mix-Kassetten geschenkt. Oh, und sich aufgeregt, wenn die Radiomoderatoren November Rain nicht ausspielen (es geht NEUN Minuten; nicht sieben!! Ihr killt das Lied an der besten Stelle, menno!). Gut, nach den Kassetten kamen irgendwann CDs und man konnte sich wie gesagt auch selbst Mix-CDs brennen. Ich hab jahrelang in einer Discothek gearbeitet und in dieser Zeit beispielsweise für einige DJs Mix-CDs gebrannt. Nicht ganz uneigennützig, denn so konnte ich die Musik, die ich bei der Arbeit hörte, auch ein wenig beeinflussen. Im Gegenzug bekam ich von ihnen auch die neusten Mixe.
Hinzu kommt die legal erlaubte Privatkopie, bei der man von einer gekauften CD eine Kopie für den privaten Gebrauch macht (z.B. fürs Auto) oder “als Zuwendung für Personen, zu denen man eine engere persönliche Beziehung hat, wie Verwandte oder Freunde”. Tja – und davon hatten wir ja schon so einige. Ich hab im Auto meist gebrannte CDs gehört und im Laufe der Jahre werden die ja auch nicht besser. Bei sonstigen Umzügen war es bislang schon einfacher, die CD Sammlung einfach einzupacken und in der neuen Wohnung wieder in den Schrank zu räumen. Doch wenn man dann mal in sich geht, hat man die meiste Musik ja eh digital auf der Platte und hört sie über sein Smartphone oder über Spotify. Also wurde auch hier ausgemistet und da CDs und DVDs aus Polycarbonat, einem hochwertigen und verhältnismäßig teuren Kunststoff bestehen, sollte man sie recyceln und gehören nicht in den Restmüll. Laut Umweltbundesamt ist eine Verwertung nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern hilft auch Erdöl zu sparen. Na, da sind wir doch dabei. Und da war ich recht lange dabei, es hat ewig gedauert, die Hüllen, das Papiercover und die CDs auseinander zu pflücken. Allein die CD Hüllen füllten übrigens schon zwei gelbe Säcke.
Befreiend, aber macht auch ein bisschen traurig
Dinge abzugeben, die man selbst überhaupt nicht mehr benutzt und die dann noch von anderen verwendet werden, ist wirklich befreiend. Umziehen und das damit verbundene Schleppen der Kartons ist nun wirklich keine Lieblingsaufgabe. Bei der ein oder anderen Sache mussten wir allerdings mehrfach überlegen, ob wir das wirklich abgeben wollen. Einige Sachen wanderten auch schon mal wieder aus dem Karton wieder heraus. Und als wir einen großen Sack mit Kuscheltieren abgaben, war Marcel abends schon ein bisschen traurig. So ging es mir bei meinen Kinderbüchern (z.B. Die Kinder von Bullerbü und Grimms Märchen). Der Verstand sagt, dass es doch viel schöner ist, wenn Kinder damit noch spielen oder die Bücher lesen. Aber das Herz hängt dann doch irgendwie noch dran. Aber wir haben losgelassen und wissen: Es reist sich besser mit leichtem Gepäck.