Der Grand Canyon war bereits der letzte Nationalpark im Grand Circle. Und es war ein würdiger “Abschied”. Das Ganze in Worte zu fassen ist kaum möglich. Und auch die Bilder unserer Smartphones geben die tatsächliche Größe des Canyons kaum wieder.
East Entrance und Watch Tower
Wir sind durch den Osteingang in den Park und anschließend direkt zum ersten Aussichtspunkt, dem Watch Tower gefahren. Dieser liegt noch gut 35 Kilometer vom Besucherzentrum im “Dorf” entfernt.

Anschließend ging es für uns weiter zum Navajo Point, dem höchsten Aussichtspunkt am South Rim, der südlichen Kante des Canyons. Einen wirklichen Höhenunterschied konnten wir aufgrund der schieren Größe des Grand Canyons allerdings nicht ausmachen.
Campen im Kaibab National Forest
Wie auch schon in den anderen Nationalparks konnten wir auch auf dem Mather Campingplatz online keinen freien Platz mehr ergattern. Aber dieses Mal hatten wir dadurch sogar noch Glück im Unglück! Unsere App WikiCamps USA zeigte uns alternative, kostenfreie Campingplätze im an den Nationalpark grenzenden Kaibab National Forest an. Wir mussten nur von der Straße abfahren, folgten einer gut 1,5 km langen Schotterstraße und schon waren wir da. Mitten im Wald, ruhig gelegen und sogar mit Feuerringen versehen.
Hier haben wir insgesamt drei Nächte gestanden und sind für eine weitere Nacht am südlichen Eingang des Nationalparks ebenfalls im Kaibab National Forest geblieben. Hier gab es ebenfalls Feuerringe und Elchkühe hatten wir als Nachbarn 🙂
Im Nationalpark selber konnten wir allerdings trotzdem sowohl die Dumpingstation als auch die öffentliche Duschen nutzen. Einfach perfekt!
Wanderung entlang des South Rims
Wer wenig Zeit hat und trotzdem einiges vom Nationalpark sehen möchte kann auf einem der Sammelparkplätze parken und dann zwischen drei verschiedenen Shuttlebussen wählen. Wir wollten uns zunächst einen Überblick verschaffen und haben uns einige Informationen im Besucherzentrum besorgt. Im Im Gegensatz zu unserer bisherigen Erfahrungen, hielt sich die Begeisterung der Mitarbeiterin hier allerdings schwer in Grenzen und so nahmen wir nur einige Karten mit und machten uns dann selbst an die Recherche. Wir fuhren mit der blauen Linien in Richtung Westen und sind dann von dort entlang der Kante des Canyons vom “Trailview Overlook” in westlicher Richtung zu “The Abyss” gegangen.

Die gut 6 km Wanderweg weisen so gut wie keine Höhenunterschiede auf und waren sehr einfach zu gehen. Immer wieder lagen Aussichtspunkte auf unserem Weg und boten uns tiefe Einblicke in den Canyon. Und an einigen konnten wir sogar den Colorado River ca. 1.400 m unter uns entdecken.
Der Colorado River sollte auch mein Ziel für den nächsten Tag sein und aus diesem Grund sind wir dann mit der roten und blauen Linie doch nochmal zurück ins Besucherzentrum gefahren um nach dem aktuellen Wetterbericht zu fragen. Der sah sehr gut aus: Sonne und Temperaturen zwischen 14 Grad an der Kante und 23 Grad im Grand Canyon.
Die Realität am Abend sah allerdings etwas anders aus. Es wurde kälter und kälter und begann zu regnen und anschließend sogar leicht zu schneien… wir waren halt immerhin noch auf gut 2.000 Höhenmetern und dementsprechend kalt war es auch in der Nacht.
Wanderung zum Colorado River
Von einer Wanderung runter zum Colorado River und wieder zurück an einem Tag wird seitens der offiziellen Stellen an sehr vielen Stellen dringend abgeraten und aus diesem Grund möchte auch ich hier den entsprechenden Hinweis geben.
Da ich in den letzten dreieinhalb Monaten bereits die ein oder andere längere Wanderung mit jeder Menge Höhenmeter erfolgreich bestritten hatte, wollte ich die Tour jedoch auf jeden Fall in Angriff nehmen. Vom South Rim kann man entweder über den Kaibab Trailhead oder dem Bright Angel Trail runter in den Canyon wandern. Ich entschied mich die beiden möglichen Varianten zu kombinieren, startete morgens um sechs Uhr am South Kaibab Trailhead um dann auf der anderen Flussseite eine Pause zu machen und über den Bright Angel Trail wieder aufzusteigen.
Morgens für war es echt noch kalt mit Temperaturen um die Null Grad. Also ideale Bedingungen um in einen langen Wandertag zu starten. Der South Kaibab Trail ist die kürzere und somit auch steilere der beide Strecken. Es war ungewohnt so lange nur bergab zu gehen und den gesamten Aufstieg noch vor sich zu haben. Üblicherweise geht es ja erst bergauf und anschließend bergab. Um den Überblick zu behalten, hatte ich mir vorgenommen, maximal 1/3 des Tageslichtes mit dem Abstieg zu verbringen (um gut 2/3 für den länger dauernden Aufstieg zu Verfügung zu haben). Am Anfang konnte ich meinen Rhythmus noch nicht richtig finden, musste ich doch alle Nase lang anhalten um das Panorama zu genießen, oder Fotos zu machen. Gerade der Sonnenaufgang und das Spiel zwischen Bergen, Sonne und Wolken war echt toll!
Und dann hatte ich auch noch Stau auf meiner Strecke. Mit den Maultieren werden entweder Touristen oder Versorgungsgüter transportiert. Ich hatte zweimal Stau 😉
Trotzdem kam ich wirklich gut voran und war schon nach gut 2,5 Stunden unten am Fluss. Dort unten zu stehen und nach oben zu schauen verdeutlichte mir nochmal die unfassbare Größe des Grand Canyons.
Jetzt war es auch eindeutig Zeit die langen Beine von meiner Trekkinghosen zu zippen, die Ärmel umzukrempeln und mich an den freigelegten Stellen mit LSF 50 einzucremen. Währenddessen hatte ich Schuhe und Socken ausgezogen um meine Füsse zu trocknen. Dann habe ich mir noch die beiden vegetarischen Burger schmecken lassen, die Christiane für mich am Tag vorher zubereitet hatte (Danke!). Nach einer guten halben Stunden ging es nun an den Wiederaufstieg. Dieser war zunächst noch relativ flach. Klar, geht es doch die ersten acht Kilometer nur gut 400 m hoch.
Ab dem Indian Garden Campground, gut 7 km vor dem Ziel, nimmt der Bright Angel Trail dann aber nochmal richtig fahrt auf und es gilt die verbleibenden gut 925 Höhenmeter auf dieser Strecke zu überwinden. Die Sonne stand nun schon relativ hoch und viel Schatten gab es nun nicht mehr. Mit reichlich Wasser habe ich den Flüssigkeitsverlust ausgeglichen und zwischendurch nochmal einen Müsliriegel gegessen um auch auf diesem Weg neue Energie zu mir zu nehmen.
Und nach fast 4 Stunden Aufstieg war ich dann am Ziel und konnte nochmal die volle Aussicht genießen. Gut 27 km mit 1.400 m Auf- und Abstieg in 7 Stunden – nicht schlecht für nen alten Mann 😉
Den Nachmittag und Abend haben wir dann bei kühlem Bier und einem Lagerfeuer gemütlich ausklingen lassen 🙂
Ruhetag
Am nächsten Tag zwickte mich ein wenig der Muskelkater. Es war also Zeit es ruhig angehen zu lassen. Wir sind zunächst nochmal zu einer Lodge gegangen und haben uns dort ein wenig Internet geliehen. Seit wir Moab beim Arches Nationalpark verlassen ist unser Empfang mit AT&T so gut wie weggeblasen. Mesa Verde? Fehlanzeige, Page? Auch nicht… Grand Canyon? Keine Chance. Das erschwert natürlich die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen. Und auch während ich diesen Blog im Death Valley schreibe haben wir nun schon den zweiten Tag kein Netz mehr. Also waren wir auf WLAN angewiesen und haben einige Nachrichten und Bilder verschickt. Anschließend sind wir dann noch ins Besucherzentrum und haben uns im Kino den Film zur Entstehungsgeschichte des Grand Canyon angeschaut. Dann ging es noch kurz zum Mather Aussichtspunkt um uns vom Grand Canyon zu verabschieden.
Und wie bereits am Tag vorher gab es dann Bierchen und ein Lagerfeuer.