Nach dem Snow Canyon fuhren wir zum Zion Nationalpark, dem ersten Nationalpark auf unserer Grand Circle Tour. Noch nie vom Grand Circle gehört? Macht nichts, hatte ich vorher auch nicht ?
Grand Circle
Der Grand Circle ist eine Rundreise durch mehrere Nationalparks in den Vereinigten Staaten. Je nach Quelle findet man verschiedene Listen von Nationalparks die zum Grand Circle dazu gehören (was Marcel zum Verzweifeln bringt!). Der Zion Nationalpark gehört allerdings definitiv dazu – dies ist also offiziell der Beginn unserer Grand Circle Tour ?. Die folgende Karte zeigt den Grand Circle, wie wir ihn uns vorgenommen haben (und wie er auf der deutschen Wikipedia zu finden ist):
Okay, okay, vermutlich fügen wir noch ein paar Umwege und Zwischenstopps hinzu ?.
Zion Nationalpark: Auf der Suche nach einem Campingplatz
Auf dem Weg zum Zion haben wir den Snow Canyon besucht und verloren auch noch ein Stunde, weil wir in eine andere Zeitzone fuhren. Deshalb kamen wir erst am Nachmittag in die Nähe des Zion Nationalparks. Da der Zion extrem beliebt ist, versuchten wir nicht einmal unser Glück, einen der “Wer zuerst kommt…” Plätze zu ergattern; dafür waren wir viel zu spät dran. Stattdessen suchten wir uns einen Platz auf dem freien BLM Campsite (BLM = Bureau of Land Management; Landverwaltungsamt).
Da der frühe Vogel einen Campingplatz fängt, gab es am nächsten Morgen nur nen schnellen Kaffee und dann ging es gleich zum Watchman Campground direkt im Nationalpark. Einen Platz hatten wir vorab nich tmehr buchen können, aber wir hatten online gesehen, dass einige der sogenannten Walk-up Plätze noch frei waren. Das sind die Plätze, die an vereinzelten Tagen zwischen Reservierungen an Laufkundschaft vergeben werden. Leider erfuhren wir am Eingang, dass es in anderen Bereichen des Campingplatzes Baumaßnahmen gibt und die Walk-up Plätze für die dortigen Reservierungen gebraucht würden. Wir waren ziemlich überrascht, dass es nicht einen einzigen Platz für uns gab, obwohl es so früh war und die Nebensaison gerade erst begonnen hatte. Von unseren Campnachbarn vom Vorabend hatten wir erfahren, dass die meisten Plätze die man reservieren kann, bereits Monate im Voraus ausgebucht sind. Aber wir hatten gehofft, dass wenigstens ein Paar Walk-up Plätze noch verfügbar sind.
Nun ja – machste nix. Neuer Versuch: Zion Canyon Campground and RV Resort, direkt in der Stadt kurz vor der Einfahrt in den Nationalpark. Hier hatten wir Glück und sie hatten noch genau einen Platz frei. Wir checkten dann gleich mal für zwei Nächte ein und zahlten das Doppelte von dem, was wir am Watchman Campground hätten zahlen müssen.

Joshie am “Zion Canyon Campground and RV Resort”
Nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt, fuhren wir zum Besucherzentrum um nähere Infos zum Park zu bekommen. Im Zion Nationalpark fährt seit einigen Jahren ein Shuttle Bus, um den Park zu schützen und Staus zu vermeiden. Da der Park sehr populär ist – 2017 kamen mehr als 4.5 Millionen Besucher – war das wohl eine gute Entscheidung.

Besucherzentrum

Zion Shuttlebus
Wir haben uns dann auch gleich in den Bus gesetzt und die Scenic Tour gemacht; so konnten wir uns einen guten Überblick verschaffen. Hinterher sind wir zurück zum Campingplatz, da wir uns nötig um unsere Wäsche kümmern mussten. Dort gab es dann auch endlich mal wieder einen Trockner, der hält, was sein Name verspricht: Die Wäsche beim ersten Durchgang trocknen. Auf den Campingplätzen in Neuseeland und Australien waren Unterwäsche und Socken meist noch nass nach dem ersten Trocknergang. Als der Trockner fertig und unsere restliche Wäsche auf der Leine hing, gingen wir zurück in den Nationalpark und wanderten den Watchman trail (moderat, 4.3 km).
Angels Landing
Angels Landing zählt zu den anstrengenden Wanderungen mit 8.7 km Länge, 453 m Höhenunterschied, und einer geschätzten Dauer von 4 Stunden. Laut Besucherinfo ist dies nichts für kleine Kinder und Menschen mit Höhenangst, denn der letzte Abschnitt führt über einen steilen, schmalen Grat zum Gipfel.
Unnötig zu erwähnen, dass diese Kletterpartie natürlich auf Marcels Liste stand. Ich war mir dagegen nicht so sicher, ob das was für mich ist und hab mich ein bisschen eingelesen. Dieser Post verglich Angels Landing mit der Observation Point Wanderung. Letztere ist zwar länger (22.5 km, 316 m Höhenunterschied, Dauer von 8 Stunden), ist für mich aber vielleicht doch besser. Es ist nicht so schmal, man klettert nicht an Ketten entlang und am Ende kann man sogar auf Angels Landing runter schauen. Im Besucherzentrum erfuhren wir dann allerdings, dass der Pfad wegen Steinschlag gesperrt war.
Also entschieden wir uns, zum Angels Landing rauf zu gehen und dass Marcel diese Ketten-Kletterei dann vielleicht einfach ohne mich macht. Ich hatte gehört, dass es kurz bevor es an den Ketten entlang geht, den “Scout Lookout” gibt. (Okay, wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich davon in einem Youtube Video erfahren. Dies war als Tipp für Eltern gedacht, die mit ihren Kindern bis hierher gehen können statt ganz rauf zum Angels Landing.)
Obwohl die Wanderung ja ganz schön gefährlich und auch beängstigend ist, ist er sehr beliebt, weshalb wir den allerersten Shuttle Bus um 7:00 nehmen wollten. Der Mitarbeiter im Besucherzentrum hatte uns empfohlen, noch etwas früher da zu sein, weil sich auch für den ersten Bus schnell eine lange Schlange bildet. Wir stellten uns also einen Wecker für 5:30 und eine Stunde später gingen wir zu Fuß zur Bushaltestelle. Das klappte auch ganz gut und um 7:30 Uhr starteten wir unsere Wanderung. Hier erinnert ein großes Schild die Wanderer, dass Menschen tatsächlich schon in den Tod gestürzt sind. Na, das ist ja mal beruhigend… ?.
Der erste Teil der Wanderung bis zum Scout Lookout war ganz schön anstrengend… Es ging immer nur aufwärts – aber wie immer hatte man dabei auch tolle Aussichten.
Den ganzen Weg bis zum Lookout war ich überzeugt, dass ich dort warte, bis Marcel von der Kletterpartie wieder zurück ist. Ich hatte sogar mein Kindle mitgenommen… Aber als wir dann beim Scouts Lookout ankamen, wirkte das irgendwie doch sehr langweilig. Und die Ketten wirkten doch ziemlich stabil… und da wir ja mit dem ersten Bus gekommen waren, war ja auch noch nicht so viel los. Also entschied ich mich, es einfach zu machen.
Und das hat sogar RICHTIG Spaß gemacht. Wer hätte das gedacht?? Wenn es auf Wanderungen glitschig oder steil wird, macht mir das normalerweise überhaupt keinen Spaß. Ich knick ja auch gern mal um oder falle, wo es gar nichts zu fallen gibt. Aber wie sich heraus stellte: wenn ich an Ketten entlang klettern kann, oder wie beim Serpentine Dam (siehe Beitrag hier) Bäume links und rechts als Stütze habe, macht selbst mir das echt Spaß.
Nach einer Weile erreichten wir eine Art Plattform:
Aber nein – wir waren noch nicht ganz da.

Hier mussten wir als nächstes rauf

Aber vorher ging es erst noch ein Stück runter

… und dann wieder rauf

Ja, das ist unser “Wanderweg”

Hier sieht man die anderen Leute hinter uns. Da kamen wir auch her… Ganz im Ernst: Wer kommt auf die Idee, hier einen Wanderweg hinzubauen?? ?
Und schließlich haben wir es geschafft:

Blick zurück, wo wir hergekommen sind

Aussicht vom Angels Landing
Und dann sind wir wieder zurück gegangen:

Noch ein letztes Foto, bevor…

… wir wieder runter klettern.
Ich war echt super super glücklich und auch ein bisschen stolz, dass ich das geschafft habe. Das hat echt riesig Spaß gemacht und die Aussicht war spektakulär.
Als wir wieder am Scout Lookout, sind wir noch etwas weiter gegangen – entlang des West Rim Trails.
Hier gab es sogar Schnee:
Als wir dann erneut am Scout Lookout ankamen, war echt richtig viel los und der schmale Wanderweg zum Angels Landing total voll. Wenn es morgens schon so voll gewesen wäre – mit dem ganzen Gegenverkehr – wär ich da nie im Leben rauf. Ich bin froh, dass wir so früh gestartet sind und wir das stressfrei machen konnten.