Paronella Park ist ein wunderschöner Ort im tropischen Queensland, ca. 120 km südlich von Cairns. Wir hatten noch nie von diesem Park gehört, aber er wurde uns von der netten Frau von Apollo wärmstens ans Herz gelegt und wurde in 2009 auch zur Nummer 1 der Aktivitäten Queensland gewählt. Der Eintritt kostet $47 pro Person, allerdings ist hier bereits ein Campingplatz für eine Nacht mit Strom enthalten.
Geschichte des Parks
Trotz des Regens, haben wir nach unserer Ankunft direkt an der nächsten Führung durch den Park teilgenommen. Die Mitarbeiterin bat darum, während der Führung keine Fotos zu machen, da dies zu sehr ablenkt und es auch zu lange dauert, auf jeden zu warten, bis das Bild sitzt. Das war auch echt ne gute Idee, denn dann passt man auch wirklich auf und wir hatten hinterher ja noch genug Zeit, durch den Park zu wandern und zu fotografieren.

Die Geschichte des Paronella Parks und ihres Erbauers José Paronella würde einen interessanten Roman abgeben. Er kam eigentlich aus Spanien, kam 1913 nach Australien und arbeitete recht hart auf Zuckerrohrfarmen, bevor er anfing, diese Farmen zu kaufen, zu verbessern und dann teurer wieder zu verkaufen. Damit hat er auch recht viel Geld verdient, was ihm die Aufmerksamkeit der damaligen Mafia bescherte. Um ihnen zu entkommen, ging er wieder zurück nach Spanien, wo er dann auch gleich seine langjährige Verlobte Matilda heiraten wollte, zu der er allerdings seit 12 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Äh, wie jetzt? Kein Witz… das war wohl eine arrangierte Ehe, aber weil 12 Jahre ja schon ziemlich lang ist und keiner wusste, was überhaupt aus José geworden war, hatte die gute Matilda inzwischen jemand anderen geheiratet. Ihrer Familie war es ziemlich peinlich, als dann plötzlich José auf der Matte stand. Zum Glück hatten sie noch eine jüngere Tochter – also warum heiratet er nicht gleich sie? Und tatsächlich haben die beiden sich dann kennen gelernt, haben geheiratet und sind 1925 wieder zurück nach Australien.

Inspiriert von den Gutenachtgeschichten, die er als Kind hörte, wollte José schon immer ein Schloss mit allem Drum und Dran bauen. Wenn man daran denkt, in welcher Zeit er gelebt hat, war es schon ziemlich bemerkenswert, was er gebaut hat. Er hatte sein eigenes Wasserkraftwerk – das erste in North Queensland. Hierdurch gab es im Paronella Park schon seit 1933 Strom, um den Park und den Wasserfall zu beleuchten, ein Theater zu betreiben, in dem Filme gezeigt wurden, und es gab sogar einen Kühlschrank, so dass es sogar Eiscreme zur Verfügung stand.
Wie wir erfuhren, öffnete José den Park schon früh für die Öffentlichkeit. Er schuf die „Lovers Lane“, einen Weg, der zu den „Teresa Falls“ führt, und dem „Tunnel der Liebe“, der nur für Erwachsene zugänglich ist. Der Weg wurde so breit angelegt, dass Paare nebeneinander gehen und somit Hand in Hand durch den Park schlendern konnten.



Leider wurden durch Überschwemmungen, Zyklone, Feuer und das gewählte Material (der Flusssand war nicht optimal, um Beton herzustellen) viele Gebäude beschädigt oder verschlissen.


Die Nachtwanderung
Für die Nachtwanderung muss man sich vorher anmelden (ist aber im Preis mit drin) und wir trafen uns mit der Mitarbeiterin um 18 Uhr. Es waren recht viele Menschen dort, und so wurden wir in drei große Gruppen aufgeteilt, jeder bekam eine Taschenlampe und dann gingen wir wieder durch den Park. Mit den gedämpften Lichtern im Park bekamen wir eine ungefähre Vorstellung davon, wie es in den 30er Jahren aussah, als José vor seinen Gästen ein wenig mit seinem beleuchteten Park “angeben” wollte. Wir hatten die gleiche Führerin wie am Nachmittag und sie erzählte uns mehr über die Geschichte des Parks; insbesondere darüber, was die jetzigen Besitzer Mark und Judy Evans alles von Josés Tochter Teresa erfahren hatten, als sie den Park kurz nach seiner Wiedereröffnung besuchte.
Nach all den Jahren war der Besuch des Parks sehr emotional für Teresa, beispielsweise die meterhohen Kauribäume zu sehen, die sie mit ihrem Vater zusammen gepflanzt hat, als sie noch klein war. Aber auch, als sie “ihren” Wasserfall sah, den ihr Vater nach ihr benannt hatte: “Teresa Falls”. Der sah nämlich gar nicht mehr so aus, wie er aussehen sollten. Mark und Judy erfuhren erst durch Teresa, dass José den von einer Quelle gespeisten Wasserfall quasi umgebaut hat, damit er so ähnlich aussieht wie der Mena Creek Wasserfall. Er hat also Pflanzenm, Beton und Steine so arrangiert, dass das Wasser in drei einzelnen Strömen fließt. Nachdem die neuen Besitzer davon erfuhren, haben sie dafür gesorgt, dass der Wasserfall auch wieder so aussieht.


Das Konzert der String Family
Für den letzten Teil der Nachttour trafen sich alle drei Gruppen vor den alten „Erfrischungsräumen“, um die Aufführung von „The String Family“ zu verfolgen. Die vierköpfige Familie spielt Geige und Cello und ist von Mai bis Oktober dieses Jahres im Paronella Park. Das war richtig klasse und als sie meinen Lieblingsteil von Vivaldis Vier Jahreszeiten spielten, bekam ich Gänsehaut.
Leider konnte der Vater die anderen nicht mit seinem Cello begleiten, da er sich immer noch von einer schweren Kopfverletzung erholt, als er Anfang des Jahres beim Spaziergang an den Josephine Falls in der Nähe von Cairns ausrutschte. Bei einem Lied kam er allerdings kurz mit auf die Bühne und kam später während der Zugabe auch noch mal kurz dazu.
Vor der Zugabe kam auch der Besitzer des Parks, Mark Evans, und sprach ein wenig über den Park und auch über die String Family. Am Ende wurden wir gebeten, zum Ausgang zu gehen, wo wir unsere Taschenlampe abgeben sollten und um unser Geschenk abzuholen (was, wie Mark zugab, ein guter Trick ist, um wirklich alle Taschenlampen zurückzubekommen 😉). Jeder von uns bekam ein kleines Täschchen und Mark sagte uns, dass darin ein Stück des Schlosses sei. Und das steht auch auf einem kleinen Papier:
Dies ist ein Stück von José Paronellas Schloss. Es wurde 1930 von José von Hand gemischt und stürzte 2006 durch Cyclone Larry ein. Wir hoffen, dass dieses Stück Schloss dich daran erinnert, deinen Träumen zu folgen, genau wie José es getan hat.